Schon lange ist bekannt, dass wir Menschen dieselben Vorfahren haben wie die Affen. Obwohl sich der Mensch in eine andere Richtung entwickelt hat als seine agilen Verwandten, bedeutet dies nicht, dass wir diesen Tieren in jeder Hinsicht überlegen sind. Auch ist der Mensch nicht die Endstation der Evolution, sondern lediglich ein Zwischenprodukt, das sich fortlaufend und im Zeitlupentempo weiterentwickelt. Wir Menschen sind in das biologische System ebenso eingebunden wie die Tiere. Menschen, die also meinen, dass Tiere in Sachen Intelligenz mit dem Homo sapiens nur schwer mithalten können, haben sich geirrt. Zwar erreichen Tiere nicht die rechnerischen und meta-kognitiven Fähigkeiten des Menschen, jedoch sind sie ebenfalls wahre Spezialisten, wenn es darum geht, ihren Alltag zu meistern. Bei manchen Aufgaben, die ihnen Wissenschaftler zu Forschungszwecken stellen, sind sie sogar intelligenter und funktionaler als die meisten Menschen.

Schimpansen


Schimpanse der den Fotograf nachdenklich anschaut
Der Blick des Schimpansen verrät uns nicht, was gerade in ihm vorgeht. Oder doch?

Intelligente Schimpansen
Freilebende Schimpansen teilen Nahrung mit ihren Freunden. Siehe Newsmeldung von 10.10.2018

Unsere nächsten Verwandten sind alles andere als dumm: Schimpansen überraschen uns immer wieder mit ihrer stark ausgeprägten Lernfähigkeit. Manche von uns glänzen in Spielen wie Schach oder Poker, bei denen nicht nur die Regeln beachtet, sondern auch der nächste Zug des Gegners vorausgeahnt werden muss . Obwohl manchen Menschen strategisches Denken näher liegt als anderen, kann dieses mit der Zeit auch antrainiert werden. Genau das Gleiche gilt auch für Schimpansen: Die Menschenaffen lernen schnell, sodass sie gerade in Gedächtnisaufgaben und der strategischen Problemlösung besser abschneiden als wir. Schimpansen sind auch als äußerst soziale Tiere bekannt, die ihre Nahrung teilen, auch wenn der Einzelne auf den ersten Blick keinen Vorteil davon hat.

Rabenvögel

Muss ein Rabe oder eine Krähe eine schwere Entscheidung treffen, laufen Prozesse in ihren Gehirnen ab, die denen von Primaten sehr ähnlich sind. Die schlauen Vögel können versteckte Zusammenhänge äußerst schnell begreifen und benutzen sogar Werkzeuge, um schneller an ihr Futter zu kommen. Auch sind Raben wahre Meister der Planung. Dies fanden Wissenschaftler aus Schweden heraus, als sie den Tieren eine Reihe von komplizierten Aufgaben stellten. Dank ihrer abstrakten Denkfähigkeit schaffen es die Vögel, einen Stein mit dem Schnabel aufzunehmen und durch ein kleines Eisenrohr fallenzulassen, um eine Belohnung zu erhalten. Eine andere Forschungseinrichtung meldet gar, dass Krähen gezielt Werkzeuge aus mehreren Komponenten herstellen können - die Krone von Intelligenz im Tierreich.


Ein Taucher trainiert einen Kraken
Ein Taucher trainiert einen Kraken. Diese Meerestier ist so intelligent, dass es einen Schraubverschluß öffen kann.
Rabenvogel Krähe spaziert auf einem Sonnenschirm
Krähen stellen Werkzeuge aus mehreren Komponenten her. Siehe Newsmeldung vom 24.10.2018

Kraken

Bei so vielen Armen kann man schon mal die Kontrolle verlieren! Auf Oktopoden trifft das allerdings nicht zu. Forscher haben bereits nachgewiesen, dass die Meerestiere zu komplexen und kontrollierten Bewegungen fähig sind. Manche schaffen es sogar, Schraubverschlüsse zu öffnen, um an Leckereien zu kommen. Auch benutzen Tintenfische ihre Arme, um sich gemütliche Höhlen zu bauen. Da sie ein besonders großes Gehirn besitzen, sind sie sehr lernfähig. Die Abwesenheit von Knochen macht ihren Körper außerdem so flexibel, dass sie bereits dazu trainiert werden, in untergegangenen Schiffen nach Überlebenden zu suchen.

Delfine


Delfin in Vorderansicht, Delfingesicht
Delfine haben relativ zur Körpergröße ein größeres Gehirn als der Mensch

Im Verhältnis zu ihrem Körper haben Delfine ein relativ großes Gehirn, das sehr viele Faltungen aufweist. Allein von der Oberfläche her ist es sogar größer als unser menschliches Gehirn. Der ausgeprägte Denkapparat der Delfine, die oft auch als große Tümmler bezeichnet werden, resultiert in einer hohen Intelligenz: Die anmutigen Meeresbewohner erkennen sich im Spiegel selbst und geben ihren Artgenossen sogar Namen, um besser miteinander kommunizieren zu können. Die Säugetiere haben auch ein rundliches Organ im Kopf, das wie ein eingebauter Kompass funktioniert und ihnen bei der Echoortung und Orientierung hilft.

Wale


Orca Wal Loro Parque Tenerife
Neben den Delfinen zählen Orcas zu den Intelligenzbolzen der Ozeane
Kopf eines Buckelwals
Ein Buckelwal. Diese Säuger sind für ihre komplexen und über viele tausend Seemeilen hörbaren Gesänge bekannt.

Die wuchtigen Meeresbewohner zeigen nicht nur akrobatisches Spielverhalten, sondern können auch menschliche Gebärden schnell in eigene Handlungen umsetzen. Besonders beeindruckend ist das fantastische Kommunikationssystem, mit dem sich die Meeressäuger untereinander verständigen. Dieses besteht aus Klicklauten, unzähligen Tönen und richtigem Gesang. Forscher fanden sogar heraus, dass Buckelwale Lieder singen, die grammatische Elemente enthalten: Jedes Lied besteht aus Satzformen und Zeiten, die Töne zu ganzen Sätzen werden lassen. Ähnlich wie Delfine, dulden Wale enge menschliche Nähe und zeigen großes Mitgefühl für Lebewesen in Not.

Elefanten


Schimpanse der den Fotograf nachdenklich anschaut
Elefanten sind für ihr ausgeprägtes Miteinander bekannt. Beziehungen und Freundschaften unter Elefanten reichen oft bis über den Tod hinaus.

Die sanften Riesen haben ein unglaubliches Gedächtnis und können Menschen anhand ihrer Sprache, ihres Geschlechts und Alters unterscheiden. Schon seit längerer Zeit ist bekannt, dass die Dickhäuter dem Menschen gerade im emotionalen Bereich sehr ähneln. Sie sind äußerst sensibel, sozial kompetent und können sich sogar selbst im Spiegel erkennen. Stirbt ein Familienmitglied, ist die Trauer bei den Elefanten groß: Zusammen bedecken sie die Leiche mit Erde und Ästen und kehren noch viele Jahre nach der Beerdigung zur Grabstelle des verstorbenen Tieres zurück.

Je mehr wir über Tiere herausfinden, desto vielschichtiger und komplexer erscheint ihre Existenz. Durch Beobachtungen und Verhaltensforschung erhalten wir nur kleine Einblicke in die Welt ihrer Wahrnehmung, Kommunikation und Gefühle. Eins steht mit Sicherheit fest: Tiere sind um einiges intelligenter, als die meisten Menschen annehmen.

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